Beitrag von Harald Smolak, Direktor und Leiter der Functional Solution Group Human Resources
So gewinnen und halten Unternehmen Mitarbeiter im digitalen Zeitalter
Um sich in Zukunft auch weiterhin klar im Wettbewerb positionieren zu können, braucht es mehr Talente als der Markt derzeit bieten kann.
Der digitale Wandel stellt das Personalwesen vor große Herausforderungen. HR-Verantwortliche sind mehr denn je gefragt, gewohnte Denkmuster zu durchbrechen und neue Kompetenzen zu erwerben.
Ehrlich währt am längsten
Firmen sollten in erster Linie das verkörpern, was sie durch Employer-Branding nach außen versprechen. Eine Kommunikationsstrategie ist von entsprechenden Experten schnell und professionell erstellt. Diese auch in der Praxis zu leben, darauf kommt es an. Denn falsche Versprechungen hinsichtlich agiler Arbeitsmethoden, Selbstverantwortung und Transparenz führen dazu, dass neu gewonnene Fachkräfte das Unternehmen schnell wieder verlassen.
Dem Personalwesen kommt in diesem Kontext eine existenzielle Rolle zu. Das traditionelle Handwerkszeug im Bereich der Human Resources (HR) zu kennen, reicht derzeit nicht mehr aus. Personalverantwortliche müssen heutzutage ihr Unternehmen, die Aufgaben sowie die Verantwortungsbereiche gegenüber neuen Mitarbeitern verkaufen können. Mehr noch, sie sollten als Sparringspartner für Führungskräfte dienen und in moderner Führung unterstützen, damit eine Transformation ebenso als innere Haltung verstanden wird. HR transformiert sich vom administrativen Dienstleister zum professionellen Verkäufer. Was bisher Vertriebsmitarbeitern in Verkaufstrainings vermittelt wurde, sollte im HR-Bereich für die erfolgreiche Rekrutierung zum Standard werden.
Onboarding mal anders
Ist der richtige Kandidat erstmal gefunden, wird es darauf ankommen, die Einarbeitungszeit möglichst gering zu halten. Im Onboarding werden häufig stundenplanähnlich neue Mitarbeiter an Experten im Unternehmen weitergereicht. In der Hoffnung, dass sie möglichst schnell alle Prozesse und internen Regeln verinnerlicht haben. Gut gemeint, jedoch kontraproduktiv. Dieser geballte Know-how-Transfer schreckt Neulinge eher ab und bindet Ressourcen. Zusätzlich kann das Erlernte nicht unmittelbar in die tägliche Arbeit umgesetzt werden, ohne bereits im „Daily Business“ angekommen zu sein.
Effektiver sind Mentoren oder „Buddys“. Etablierte Mitarbeiter mit ähnlicher Verantwortung. So können die Neuen von den Insidern lernen und für sich selbst ihren eigenen Stil entwickeln. Das passiert nur dann, wenn neben dem kognitiven Verstehen auch emotional positive Erfahrungen erlebt werden. Wenn beides gleichzeitig geschieht, bildet sich eine innere Haltung aus, die maßgeblich für zukünftige Entscheidungen verantwortlich ist. Onboarding sollte den neuen Mitarbeitern im besten Fall Spaß bereiten. Dies ebnet den Weg, selbstbestimmt einer neuen Herausforderung zu begegnen und seine individuellen Potenziale möglichst gut zu entfalten. Dann wird plötzlich aus der neuen Human Ressource nicht nur eine Quelle mit bestimmten Fähigkeiten, sondern ein wertvoller Mitarbeiter, der neben seiner neuen Verantwortung Verbundenheit und Autonomie erfährt.