Blogbeitrag
Restrukturierung an der Schnittstelle zwischen Heute und Morgen
Gespräch mit Prof. Dr. Dr. Stefan Brunnhuber
Im Rahmen des Atreus Digital Roundtables “Die Kunst der Restrukturierung im 21. Jahrhundert” sprachen wir mit dem Makroökonomen Prof. Dr. Dr. Stefan Brunnhuber, Vollmitglied im Club of Rome, Lancet Kommission, FDP, Beirat der Bundesregierung “Sustainable Finance”.
Was ist die Kunst der Restrukturierung im 21. Jahrhundert?
Wir sprechen heute über die „Kunst der Restrukturierung im 21. Jahrhundert“ – angelehnt an ihren Buchtitel „Die Kunst der Transformation“. Darin beschreiben Sie unter anderem, dass Kreislaufstrategien für die Transformation wichtig sind. Worin besteht aus Ihrer Sicht die „Kunst der Restrukturierung im 21. Jahrhundert“?
Prof. Stefan Brunnhuber: Ich glaube, dass die Kunst der Restrukturierung darin besteht, zu verstehen, dass wir in einer Zwischenzeit leben, in der die meisten makro- und mikroökonomischen Vorgänge nicht zyklisch sind, kommen und gehen, sondern so lange bleiben, bis sie gelöst sind. Klimafragen gehen nicht weg, Artenverlust geht nicht weg, asymmetrische Kriege auch nicht, Energiesicherheit oder -unsicherheit auch nicht. Und so wird es darum gehen, dass Restrukturierung diese nichtlinearen, nichtproportionalen Veränderungen zulässt. Hin zu einer neuen Form des Zusammenlebens, hin zu einer neuen Form des gesellschaftlichen Aggregatzustandes. An der Schnittstelle zwischen heute und morgen steht auf weiten Strecken die Restrukturierungsbranche.
Wo liegen die Prioritäten?
Was war für Sie die wichtigste Frage, die am heutigen Atreus Roundtable Restruktrierung gestellt wurde? Können Sie diese bitte aus ihrer Perspektive nochmal beantworten?
Prof. Stefan Brunnhuber: “Die wichtigste Frage für mich war, dass es eine Analogie zwischen Makro und Mikro, zwischen dem Kleinen und dem Großen, zwischen dem Ziel und dem System, zwischen der Theorie und der Praxis, zwischen Wissenschaft und der konkreten Tätigkeit im Unternehmen gibt. Das zeigt mir, dass wir in einer Welt leben, in der wir immer beide Seiten benötigen. Das war für mich eine ganz wichtige Frage und ein wichtiger Beitrag.”
Warum ist die Restrukturierungsbranche so entscheidend für die Transformation?
Sie sagen, dass die Restrukturierungsbranche im Transformationsprozess genau an der Schnittstelle zwischen heute und morgen steht. Warum ist die Restrukturierungsbranche so entscheidend für die Transformation?
Prof. Stefan Brunnhuber: “Die Restrukturierungsbranche ist deshalb so entscheidend, weil sie ja konkret in den Unternehmen aktiv ist, die noch nicht insolvent sind oder eben buchstäblich restrukturiert werden müssen. Und dann stellt sich die Frage – wohin restrukturiert? Deshalb steht sie an der Schnittstelle zwischen Heute und Morgen.”
Könnten CBDC weiterhelfen?
In Deutschland geht das Gespenst der Deindustrialisierung um. Wir erleben Insolvenzen, wir gehen von einer Verschlechterung des Wirtschaftsklimas aus, von einer drohenden Rezession. Könnte CBDC als parallele Alternativwährung der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft helfen? Und können Sie CBDC in ein paar Sätzen erklären?
Prof. Stefan Brunnhuber: “Der Abkürzung CBDC steht für Central Bank Digital Currencies, also Zentralbankgeld, welches digitial herausgegeben wird. 85 Zentralbanken arbeiten bereits im experimentell Bereich mit diesen Währungsformen. Es geht darum, dass Teile der Transaktionen über dieses geldpolitische Instrument organisiert sind und damit zusätzliche Liquidität in den Markt kommen kann, über Staatsanleihen, aber auch über Direktfinanzierungen von öffentlichen Vorgängen und damit auch Nachhaltigkeit finanzierbar ist. Das ist der Sinn, dass Zentralbanken, dass Geldpolitik, dass selbst das Zentralbankmandat im Kern diesen Auftrag mit erfüllt. Im Kern haben Zentralbanken mit der Preisstabilität als wichtigstes Mandat im Grunde genommen dafür bereits die Voraussetzungen.”
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