Atreus Expertenrunde vom 21.06.2023
Atreus Roundtable Artificial Intelligence: Insights von Top-Executives
Top-Runde im Atreus Office
Am 08. März 2024 fand im Atreus Office eine hochkarätige Diskussion über den betriebswirtschaftlichen Einfluss und die Dringlichkeit der KI-Technologie statt. 16 Teilnehmer mit vielfältigem Branchen- und Funktionshintergrund tauschten ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus.
Kompetenzaufbau und Grundlagenwissen
Alle Teilnehmer verfügten über 25 Jahre oder mehr Erfahrung in der Internet- und Digitalökonomie. Diese langjährige Erfahrung bildete eine solide Grundlage, um auch ein tiefes Verständnis für das Thema KI aufzubauen. Viele erinnerten sich an die turbulenten Anfangsjahre des Internets und das Platzen der Dotcom-Blase zu Beginn der 2000er Jahre, sowie an die revolutionären Auswirkungen des iPhones und der sozialen Medien. Es wurden Analogien zur aktuellen Stimmung bezüglich KI gezogen, die von maximaler Skepsis bis hin zu einer regelrechten Goldgräberstimmung reicht. In dieser Phase gibt es immer Gewinner wie Amazon.com, Facebook, Booking.com und Uber, aber auch Verlierer wie Nokia und Kodak.ringt.
„Wir erleben eigentlich nicht künstliche Intelligenz, sondern generierte Produktivität. KI wird sich vom Werkzeug zum Entscheider entwickeln, das birgt aber Diskussionsbedarf in gesellschaftlichen Diskussionen. (Optimierung von Arbeitsplätzen, Workflows, etc.) Die Entwicklung können wir nicht stoppen, aber wir müssen Sie gestalten lernen, da KI in Unternehmen ein eigener Layer wird.“
Es wurde betont, dass nur eine intensive Auseinandersetzung mit der KI-Technologie, sowohl theoretisch als auch praktisch, den Weg zu einem fundierten Verständnis der Potenziale von KI ebnen kann. Trotzdem ist heute noch häufig gefährliches Halbwissen anzutreffen. Viele Menschen glauben nach einer oberflächlichen Beschäftigung mit dem Thema KI, insbesondere Generative KI wie ChatGPT und CoPilot, bereits, Experten zu sein, was jedoch lediglich gefährliches Halbwissen ist.
Es ist unerlässlich, Grundkenntnisse in Informatik, Cloud-Computing und Data Science zu erwerben, gefolgt von einer fundierten theoretischen Weiterbildung mit praktischen Anwendungen in Projekten und Proof of Concepts. Nicht jeder muss ein “KI-Mechaniker und KI-Designer” sein, aber um in dieser Analogie zu bleiben, ist eine gewisse Grundkompetenz erforderlich, um das richtige Auto zu kaufen und vor allem, es auch zu bedienen und zu lenken. Die Gruppe war sich einig: Der Aufbau von Kompetenzen muss jetzt erfolgen, da es einige Zeit dauern wird, um Fachkenntnisse und Expertise zu erlangen.
„Jeder versucht Tools zu verwenden und weiß eigentlich gar nicht, wie diese funktionieren.“
„Generative AI überlagert zur Zeit jede Diskussion, in jedem Angebot muss KI stehen. Vor einigen Jahren war es Block-Chain. In einigen Jahren wird es Quantencomputing sein. Aber es gibt sehr wenige, die KI wirklich verstehen.“
Einfluss von KI auf die Wirtschaft und Europas Souveränität
Es steht außer Frage, dass KI das Potenzial hat, das BIP in Volkswirtschaften erheblich zu steigern. In ganz Europa wird das mögliche BIP-Wachstum durch generative KI bis 2030 auf 470 bis 960 Mrd. Euro geschätzt. Doch gleichzeitig bestehen Bedenken, dass die vermehrte Nutzung von KI-Technologie aus außereuropäischen Quellen die Abhängigkeit verstärkt und die Souveränität Europas gefährden könnte. In der Diskussion war der klare Appell zu hören, die eigene KI-Innovations- und Start-up-Industrie zu unterstützen und vermehrt in KI-Technologie “made in Europe” zu investieren.
Die Teilnehmer stuften den Einfluss der KI-Technologie auf die Wirtschaft als “sehr hoch” ein. Neben den Rationalisierungsmöglichkeiten im Bereich des White- und Blue-Collar-Sektors bietet KI die Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und eine erhöhte Effektivität sowie “Smartness” zu erzielen. Durch die Fähigkeit der Maschine, mehr Daten zu verarbeiten als Menschen oder herkömmliche IT-Datenbanken, entstehen Expertensysteme von beeindruckender Präzision. Praxisbeispiele aus Bereichen wie Wirtschaftsprüfung, M&A-Transaktionen, Produktion und Logistik, Pharma und Medien wurden diskutiert und analysiert.
Das Fazit lautet: Ja, KI hat einen enormen Einfluss auf die Top- und Bottom-Line. Allerdings erfordert es umfangreiches Changemanagement, um die Potenziale voll auszuschöpfen. Die Weiterbildung der Mitarbeiter hat oberste Priorität, da sich durch KI-Technologie Prozesse verändern und die Art der Aufgabenbewältigung für viele Mitarbeiter neu gestaltet wird. Es wurde vorgeschlagen, Mitarbeiter zu ChatGPT-Schulungen zu schicken und Lizenzen zur Verfügung zu stellen, jedoch wurde betont, dass dies allein nicht ausreicht, um die Unternehmensprozesse nachhaltig zu verändern. Ein KI-Adoptionsprogramm muss daher anders gestaltet sein, um effektiv zu sein. Weitere Details dazu finden Sie unten.
„Industie 4.0 ist Illusion 4.0 – bis jetzt ist vieles nicht umgesetzt, ähnlich ist dies bei der KI … die Tech-Branche versteht es alle paar Jahre eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, aber es darf nicht AI um den Selbstzweck sein. Daten und Prozesse müssen auf Vordermann gebracht werden, bevor wieder das “next shiny tool” eingekauft wird.“
Die Dringlichkeit der KI-Integration: Herausforderungen und Chancen im Blick
Die Dringlichkeit, sich mit KI zu beschäftigen, ist unbestreitbar. In verschiedenen Branchen besteht die Gefahr, dass durch neue Angebote und Marktteilnehmer die bestehenden Wettbewerbsregeln grundlegend verändert werden, ähnlich wie es bei Kodak und Nokia der Fall war. Dies betrifft nun insbesondere Maschinenbauer, Automobilhersteller sowie Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Chemie und Medizintechnik. Neben dem Potenzial für erhebliche Effizienzsteigerungen ist die Analyse dieser disruptiven Fragen von entscheidender Bedeutung.
KI kann nicht einfach von der Stange gekauft und sofort produktiv eingesetzt werden. Vielmehr bedarf es einer gründlichen Bedarfsanalyse, der Identifizierung von Use Cases und der Erstellung von Business Cases. Zudem ist umfassende Technologiekompetenz und ein starkes Changemanagement erforderlich, um Mitarbeiter, Kunden und Partner mitzunehmen. Ein iterativer Ansatz und die Umsetzung von Projekten sind notwendig, um die betriebswirtschaftlichen Vorteile von KI langfristig nutzen zu können. Andernfalls bleibt der Einsatz von KI lediglich eine Spielerei und birgt die Gefahr einer großen Enttäuschung.
Der Gartner Hype Cycle beschreibt dieses Phänomen treffend. Generative KI (GenAI) ist derzeit zweifellos ein Hype-Thema, das kurzfristig zu Enttäuschungen führen kann. Dennoch birgt GenAI langfristig ein enormes Potenzial. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: “Wenn du noch nicht enttäuscht wurdest, solltest du dich schleunigst damit auseinandersetzen. Denn das Tal der Tränen gehört zur wirklichen produktiven Nutzung von KI dazu.” Es ist wichtig anzumerken, dass die KI-Technologie noch nicht perfekt ist und sich weiterhin rasant entwickelt. Obwohl ChatGPT auf die meisten Fragen eine Antwort liefert, liegt die Wahrscheinlichkeit für grottenschlechte Antworten derzeit noch zwischen 20 und 30 Prozent. Am Ende bleibt der Mensch der Sicherheitsanker und benötigt eine hohe fachliche Beurteilungsfähigkeit zur Überprüfung der Ergebnisse.
Call to action: Das KI-Adoptionsprogramm
Ein KI-Adoptionsprogramm ist ein strukturierter Plan zur Einführung und Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass das Thema KI sowohl wichtig als auch dringend ist. Es wurde betont, dass die Umsetzung nicht trivial ist und einen sorgfältigen Managementansatz erfordert, um die Komplexität zu bewältigen und das Beste aus der Technologie herauszuholen. Es geht darum, die Integration von KI ordentlich und effektiv zu gestalten. Ein KI-Adoptionsprogramm sollte an die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Unternehmens angepasst werden. Es erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen IT, Geschäftsführung und Mitarbeitern, um den erfolgreichen Einsatz von KI sicherzustellen:
- Benennen Sie einen KI-Leader: Der Auftrag ‘Du machst mir das Internet’ wurde vor 20 Jahren einem Diskussionsteilnehmer von einem CEO erteilt. Heute könnte dieser Auftrag lauten: ‘Du machst mir das KI’. Ein KI-Leiter muss über ein solides Geschäftsverständnis verfügen, technologisch versiert sein und ein Verständnis dafür haben, wie man Menschen auf dieser Reise mitnimmt. Diese Fähigkeiten können sowohl aus der bestehenden Führungsmannschaft stammen als auch von externen Interimsmanagern mitgebracht werden. Innovation kommt selten von innen und oft auch nicht aus der eigenen Branche. Daher ist die Zusammenarbeit mit Interimsmanagern ein praktikabler Ansatz, um rasch Ergebnisse zu erzielen, während das Thema im Unternehmen etabliert wird. Dies trägt auch zur Dringlichkeit der Angelegenheit bei.
- Sensibilisierung der Mitarbeiter: Erklären Sie den Mehrwert von KI und wie sie Geschäftsprozesse verbessern kann.
- Schulung und Weiterbildung: Bieten Sie Mitarbeitern Schulungen zu KI-Grundlagen und -Anwendungen an.
- Ziele definieren: Klären Sie, welche Ziele Sie mit KI erreichen möchten (z. B. Effizienzsteigerung, bessere Entscheidungsfindung, Kundenservice).
- Ressourcenplanung: Ermitteln Sie die benötigten Ressourcen (Budget, Personal, Technologie).
- Datenqualität sicherstellen: Bereinigen und strukturieren Sie Ihre Daten für KI-Anwendungen.
- Datenschutz und -sicherheit: Berücksichtigen Sie Datenschutzrichtlinien und Sicherheitsaspekte.
- KI-Tools und Plattformen: Wählen Sie die passenden KI-Technologien aus (z. B. Machine Learning, Natural Language Processing). Der KI Markt ist fragmentiert. Daher ist eine ordentliche Vendorselektion auch hier sehr wichtig.
- Prototypen entwickeln: Erstellen Sie erste KI-Modelle und testen Sie diese.
- Pilotprojekte: Starten Sie kleine KI-Projekte, um die Machbarkeit zu prüfen.
- Skalierung: Wenn Pilotprojekte erfolgreich sind, erweitern Sie den Einsatz von KI auf andere Bereiche.
- Kommunikation: Informieren Sie Mitarbeiter über die KI-Initiative und beteiligen Sie sie aktiv.
- Change Agents: Benennen Sie Mitarbeiter, die als KI-Botschafter fungieren und andere motivieren.
- Monitoring und Optimierung:
- Leistung messen: Überwachen Sie die Leistung der KI-Modelle und passen Sie sie bei Bedarf an.
- Feedback nutzen: Sammeln Sie Feedback von Nutzern und optimieren Sie die KI-Anwendungen kontinuierlich.
- Ethikrichtlinien: Definieren Sie ethische Grundsätze für den KI-Einsatz.
- Verantwortung: Klären Sie, wer für die KI-Systeme verantwortlich ist.
„AI ist keine „Kann“-, sondern eine „Muss“-Option für Unternehmen, weil wir in Zukunft gar nicht mehr die Auswahl an qualifizierten Ressourcen haben, die benötigt werden.“
Ihr Ansprechpartner
Steht gerne für Fragen und Antworten zur Verfügung.
Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren
Whitepaper
KI: Ist Künstliche Intelligenz die Lösung für den Fachkräftemangel?
Erfahren Sie in diesem Whitepaper mehr über den wachsenden Fachkräftemangel in Deutschland und den Einfluss der künstlichen Intelligenz auf den Arbeitsmarkt. Können die Fortschritte in der künstlichen Intelligenz dieses Dilemma lösen?