Case Study: Sanierung des Kaltwalzwerk-Unternehmens Theis
Bei Sanierung cool bleiben – und einen Plan haben
„Die Theis-Gruppe erreichte innerhalb kürzester Zeit wieder ein Ebitda im hohen einstelligen Prozentbereich.“
Interview mit Michael Mittelstaedt,
als Vorsitzender der Geschäftsführung von Theis
Warum verpflichtete die Theis Kaltwalzwerke GmbH einen Interim Manager?
Nach der Anmeldung der Insolvenz war zwar ein Sozialplan erarbeitet worden, der dem Unternehmen wieder Liquidität verschaffte und so zunächst das Überleben ermöglichte. Aber es fehlte noch der eigentliche Sanierungsplan. Nachdem die Eigentümerin sich von der früheren Geschäftsführung getrennt hatte, suchte die sie beratende Kanzlei einen erfahrenen Sanierer, der diesen Plan erarbeiten und umsetzen sollte.
„Theis benötigte einen durchdachten Sanierungsplan, und zwar nicht nur für die insolvente Mutter, sondern auch für die 13 internationalen Tochterunternehmen.“
Welche Maßnahmen hat Atreus eingeleitet?
Am Anfang stand eine Ist-Analyse der technischen und wirtschaftlichen Situation der Theis-Gruppe, aus der sich der Sanierungsplan unmittelbar ergab. Allein zur Kostenreduzierung wurden an die 100 Einzelmaßnahmen ergriffen, was zum Beispiel am Hauptsitz in Hagen zu jährlichen Einsparungen im Umfang eines hohen einstelligen Millionenbetrags führte. Nach kurzer Zeit hatte die Gruppe wieder ein Ebitda im hohen einstelligen Prozentbereich erreicht. Es ist auch gelungen, alle Kunden zu halten, was in der Insolvenz ja keine Selbstverständlichkeit ist.
Nach der Sanierung sollte das Unternehmen verkauft werden. Lag der M&A-Prozess ebenfalls in der Verantwortung des Atreus Managers?
Der Atreus Manager sollte ihn auf alle Fälle begleiten und koordinieren. Das umfasste die konkrete Vorbereitung des Due-Diligence-Prozesses mit der Präsentation der Theis-Unternehmungen sowie der Beantwortung der Fragenkataloge der potenziellen Interessenten. Das Entscheidende im M&A-Prozess war aber, dass Theis durch die Sanierungsmaßnahmen wieder werthaltig gemacht worden war.
„Unser Sanierungsplan ging auf: Am Hauptsitz in Hagen realisierten wir jährliche Einsparungen im hohen einstelligen Millionbereich.“
Michael Mittelstaedt
Michael Mittelstaedt hat nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Führungspositionen bei der VIAG AG und der Edscha AG gearbeitet. Seit 2007 ist er als Interims-COO und -MD mit Schwerpunkt sogenannter Cross-Border-Insolvenzen in der Automobilzulieferindustrie tätig. Von Januar bis Oktober 2012 war er Geschäftsführer der Theis-Gruppe.
Wie viel Vermittlungsarbeit musste der Interim Manager zwischen den Stakeholdern leisten?
Sehr viel. Die Hauptgläubiger hatten unterschiedliche Ziele: Die eine Bank wollte an denjenigen verkaufen, der den höchsten Preis versprach. Eine andere Bank legte die Priorität darauf, dass das Unternehmen erhalten bliebe. Die Alteigentümerin wiederum versuchte, das Unternehmen als Ganzes zu erhalten mit dem Ziel, möglichst wenige Anteile zu verlieren. Trotzdem ist es allen Beteiligten gelungen, das gegenseitige Vertrauen zu bewahren. Das zeigte sich spätestens, als die Eigenverwaltung vom Bundesgerichtshof aufgehoben wurde.
War das Mandat von Anfang an auf so lange Zeit angesetzt?
Ursprünglich war ein wesentlich kürzeres Mandat geplant. Nachdem sich das Verfahren aber hinzog und sich der M&A-Prozess schwierig gestaltete, wurde der Vertrag jeweils um ein halbes Jahr verlängert. Letztlich konnten wir dann die mehrheitliche Übernahme durch die FNsteel Group, einem Teil der Investmentgruppe Hombergh Holdings BV, verkünden. Dieser stimmten auch die Gläubiger und die Kartellbehörden zu, und das Insolvenzverfahren wurde abgeschlossen. Der neue Eigentümer hat den Interim Manager dann gebeten, die Geschäftsführung der Theis Kaltwalzwerke GmbH nicht mehr nur interimistisch, sondern ganz offiziell zu übernehmen, was er getan hat.
„Trotz harter und emotionaler Einigungsprozesse ist es gelungen, das Vetrauen zwischen den Stakeholdern aufrechtzuerhalten.“