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Expertentalk: Automotive Manager – Erfolg ist machbar

Einblicke zur chinesischen Konkurrenz in der Automobilindustrie

Neue Trends und Herausforderungen im chinesischen Automobilsektor

Die Automobilindustrie steht vor großen Herausforderungen, insbesondere durch steigende Kosten, der Notwendigkeit schneller Anpassungen und der wachsenden Konkurrenz aus China. Kersten Janik, COO von Witte Automotive gibt spannende Einblicke und berichtet wie Witte sich durch Effizienzsteigerung, Modularisierung und Anpassung an den chinesischen Markt behauptet. Erfahren Sie in der 1. Episode der Interviewreihe “Automotive Manager – Erfolg ist machbar” mit Atreus Direktor Stefan Randak und Kersten Janik, wie Automotive Unternehmen heutzutage wettbewerbsfähig bleiben.

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Kersten Janik
COO Witte Automotive
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„Die Geschwindigkeit mit der die Chinesen ihren chinesischen Automobilmarkt erobern ist frappierend. Das liegt zum einen an der unglaublichen Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Automobilhersteller, der sich nicht, wie vielfach in der Presse angenommen, hauptsächlich durch staatliche Subventionen speist, sondern durch gnadenlosen Wettbewerb. Durch diesen Wettbewerb ist eine massive Überkapazität entstanden und ein Preiskrieg, der inzwischen schon drei Jahre andauert.“

Kersten Janik
COO Witte Automotive

Im Folgenden finden Sie eine Teilabschrift des Expertentalks, die aus Gründen der Deutlichkeit bearbeitet wurde.

Stefan Randak: Sehr geehrte Zuseher, ich darf Sie heute sehr herzlich zu unserer neuen Interviewreihen 2025 mit dem Titel Automotive Manager – Erfolg ist machbar sehr herzlich begrüßen. Unser heutiger Gast ist Herr Kersten Janik, Chief Operating Officer der Witte Automotive. Herr Janik, vielen Dank, dass Sie heute zu uns gekommen sind. Ich freue mich sehr.


Kersten Janik: Vielen Dank für die Einladung.


Stefan Randak: Gerne. Herr Janik, würden Sie sich kurz vorstellen und einige Worte zu Ihrer Firma sagen?


Kersten Janik: Ja sehr gerne. Witte ist ein familiengeführtes Unternehmen und seit 125 Jahren im Markt. Wir fertigen Türaußengriffe, Frontklappenschlösser und Heckklappenschlösser. Wir haben insgesamt sieben Produktionsstandorte, für die ich verantwortlich bin, 13 insgesamt mit den Entwicklungs- und Verkaufsstandorten. Ich bin seit 2018 im Unternehmen und verantwortlich für die Werke für Qualitätsmanagement, Industrial Engineering, Logistik, für das Aftermarket-Geschäft und seit Ende 2023 auch für die Regionalgesellschaft China.

Stefan Randak: Herr Janik, dann wären wir schon bei unserer ersten Frage. Wie beurteilen Sie die derzeitige Lage in der Automobilindustrie? Wie ist da Ihre Einschätzung? Worauf muss sich insbesondere die deutsche Automobilindustrie einstellen?

Kersten Janik: Vielen Dank. Die Frage nach der Lage kann man ja häufig direkt der Zeitung entnehmen, vielen Unternehmen geht es schlecht. Die Lage ist angespannt und das ist noch eine Untertreibung. Ich glaube, wir befinden uns in der dritten Revolution der Automobilindustrie. Die erste kennt jeder von uns. Das war das Thema Ford mit seiner Fließproduktion, mit seiner Arbeitsteilung. Das zweite war das Toyota Production System, das damals auch alle überrascht hat. Und jetzt ist die dritte Revolution im Gange. Einiges davon ist überraschend, einiges nicht. Überraschend ist nicht, dass die Menschen elektrifizierte Autos haben wollen. Battery electric vehicles, plug-in hybrid electric vehicles, das ist nicht neu. Dass die Leute Handys besitzen und möchten, dass die mit ihrem Auto verbunden sind und nahtlos integriert sind ist auch nicht neu. Ebenso nicht neu ist, dass wir immer mehr Assistenzsysteme von unseren Autos fordern. Überraschend war jedoch, dass wir 2023 erkannt haben, dass plötzlich fähige chinesische Hersteller in den Markt treten. Fähig in all diesen Themen, bei welchen wir nicht so gut entwickelt sind, nämlich die Elektrifizierung, Konnektivität, Software. Aber auch fähig was die Preise belangt. Wenn jemand 20, 30 oder sogar 40 Prozent unter dem eigenen Preis sein kann, ist das herausfordernd. Was bedeutet das für unsere Hersteller? Natürlich bedeutet es erstmal ein Problem, denn die Hersteller hatten teilweise ihre größten und profitabelsten Märkte in China. Und jetzt ist es da plötzlich schwierig geworden.

Kersten Janik
COO Witte Automotive
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„Wir alle haben mit Überraschung gesehen, was Chinese Speed ist. Und das ist nicht vergleichbar mit Europa. Wir haben sicherlich noch etwas Zeit, bis wir die chinesische Geschwindigkeit hier in Europa abbilden müssen. Aber zunächst einmal gilt der gute alte deutsche Spruch Zeit ist Geld. Wer schneller ist, hat Vorteile.“

Kersten Janik
COO Witte Automotive

Stefan Randak: Herr Janik in diesen unruhigen Zeiten blickt man ja gerne auf Unternehmen, die erfolgreich sind. Was macht denn für Sie als langjährige Führungskraft in der Automobilindustrie ein erfolgreiches Unternehmen aus?


Kersten Janik: Im Moment bedeutet Erfolg Survival of the fittest. Die Märkte ändern sich teilweise radikal und wir müssen uns folglich auch daran anpassen. Wenn wir das nicht tun, werden wir Schwierigkeiten haben zu überleben. Und leider geht es heute einigen Unternehmen nicht gut. Ich sehe vor allem drei Herausforderungen, auf die man reagieren muss. Das eine sind die Kosten. Die Kosten im Materialbereich, Energiebereich und Personalbereich sind teilweise erheblich gestiegen in ganz Europa in den letzten Jahren. Man muss sich anschauen, welchen Footprint habe ich, mit welchen Technologien arbeite ich, welche ist die richtige Wertschöpfungstiefe für mich. Und vor allem muss man nach Effizienz im nicht wertschöpfenden Bereich schauen. Das zweite Thema ist die Zeit. Wir alle haben, wenn wir nach China schauen, mit Überraschung gesehen, was Chinese Speed ist. Und das ist nicht vergleichbar mit dem, was wir hier in Europa haben. Wir haben sicherlich noch etwas Zeit, bis wir die chinesische Geschwindigkeit hier in Europa abbilden müssen. Aber zunächst einmal geht der gute alte deutsche Spruch “Zeit ist Geld”. Wer schneller ist, hat Vorteile. Der dritte Punkt, wir alle haben uns daran gewöhnt, dass die Abrufe der Automobilhersteller gleichmäßig sind, planbar sind. Wir haben eine immer stärker werdende Volatilität. Und die üblichen 15 Prozent plus minus, die man eigentlich bisher, die letzten Jahrzehnte eingeplant hat, die können die Hersteller nicht mehr garantieren. Die können wir auch nicht einfach so managen. Wir müssen besser und flexibler sein. Wir müssen hier die Skalierbarkeit unserer Linien anschauen. Die Flexibilität unserer Fabriken. Wir müssen Richtung Standardisierung, Modularisierung gehen, damit wir in der Lage sind, uns an diese veränderten Marktverhältnisse anzupassen. Und das wohlgemerkt gegen Widerstände überall. Widerstand bei unseren Zulieferern die das nicht mitmachen wollen. Widerstand im eigenen Haus, aber auch Widerstand bei den Kunden, die doch eigentlich höhere Geschwindigkeit brauchen, aber in ihren eigenen alten Regularien gefangen sind.

Stefan Randak: Ja, Herr Janik, das war eigentlich eine sehr klare Antwort, welche deckungsgleich zu meiner Meinung ist. Ich schätze, dass Sie hier als Führungskraft heute stehen und Klartext sprechen. Das ist notwendig, wir müssen uns mit der Wahrheit und der Realität auseinandersetzen. Dann gehen wir auch schon gleich über zur dritten Frage. China ist der wichtigste Markt im automotiven Umfeld. Was muss man denn aus Ihrer Sicht als mittelständisches Unternehmen in China machen? Wie muss man aufgestellt sein? Was gilt es zu beachten, um letztendlich erfolgreich zu sein?

Kersten Janik
COO Witte Automotive
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„Wir bei Witte sehen zwei Themen, um erfolgreich zu sein: Erstens haben wir durch den Rückgang der Volumen der globalen OEM Kostenthemen. Man muss diesen Rückgang managen, man muss die Kapazitäten anpassen, man muss vor allem ein hartes Kostenmanagement machen. Das tun wir. Auf der anderen Seite müssen wir Projekte für chinesische OEM gewinnen, dafür muss man sich grundsätzlich neu aufstellen.“

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Kersten Janik: Vielen Dank für diese Frage. Es gibt viele deutsche Unternehmen, die viel länger in China sind als Witte und viel mehr Erfahrung haben. Ich kann diese Firmen nicht belehren, das steht mir gar nicht zu. Ich kann Ihnen sagen, wie ich die Situation sehe und was wir gemacht haben. Und ob es erfolgreich ist, werden wir in einigen Jahren wissen. Wir sind eigentlich Erfolg in China gewohnt. 2019 hatten wir noch 25 Prozent Marktanteil deutscher Hersteller in China. Mittlerweile sind wir bei 17,6 Prozent. Der Chinesische Markt war noch 2021 mit 36,6 Prozent vom Verkaufsanteil deutscher Hersteller der größte und wichtigste und profitabelste Markt. Das ist auch nicht mehr so, denn die Marktanteile der deutschen und europäischen, der globalen OEM in China sinken. Die chinesischen Firmen haben einen Marktanteil von etwa 70 Prozent im Moment errungen. Das ist signifikant, denn wir waren noch bei 55 Prozent im April letzten Jahres und haben erwartet, dass wir innerhalb von fünf Jahren 65 Prozent erreichen werden. Jetzt sind wir in fünf Monaten schon auf 70 Prozent gekommen. Das heißt, die Geschwindigkeit, mit der die Chinesen ihren chinesischen Automobilmarkt erobern ist frappierend. Das liegt zum einen an der unglaublichen Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Automobilhersteller, der sich nicht, wie ich hier vielfach in der Presse angenommen, hauptsächlich durch staatliche Subventionen speist, sondern durch gnadenlosen Wettbewerb. Durch diesen Wettbewerb ist eine massive Überkapazität entstanden und ein Preiskrieg, der schon drei Jahre fortdauert inzwischen. Das stärkt die chinesischen Hersteller, deswegen können diese zu solchen Preisen anbieten. Sie bieten gute Qualität, sie bieten sehr gute Preise und sie haben sehr niedrige Kosten, also die sind wettbewerbsfähig in jeder Hinsicht. Und das ist dann die Herausforderung in China. Was man tun muss, um erfolgreich zu sein, sind für uns bei Witte zwei Themen. Durch den Rückgang der Volumen der globalen OEM haben wir Kostenthemen. Das bedeutet, man muss diesen Rückgang managen, man muss die Kapazitäten anpassen, man muss vor allem ein hartes Kostenmanagement machen. Das tun wir. Auf der anderen Seite müssen wir Projekte für chinesische OEM gewinnen, dafür muss man sich grundsätzlich anders aufstellen.

Kersten Janik
COO Witte Automotive
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„Wir müssen besser und flexibler sein. Wir müssen hier die Skalierbarkeit unserer Linien anschauen. Die Flexibilität unserer Fabriken. Wir müssen Richtung Standardisierung, Modularisierung gehen, damit wir in der Lage sind, uns an diese veränderten Marktverhältnisse anzupassen. Und das wohlgemerkt gegen Widerstände überall. Widerstand bei unseren Zulieferern die das nicht mitmachen wollen. Widerstand im eigenen Haus, aber auch Widerstand bei den Kunden, die doch eigentlich höhere Geschwindigkeit brauchen, aber in ihren eigenen alten Regularien gefangen sind.“

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