Digitale Events – Rückblick
Atreus Workshop Healthcare Solutions – Klinik der Zukunft
Atreus Workshop Healthcare Solutions – „Klinik der Zukunft“
Die Klinik von morgen soll alles gleichzeitig bieten: exzellente Gesundheitsversorgung, einen attraktiven Arbeitsplatz für das Personal, schwarze Zahlen für die Anteilseigner – ganz zu schweigen von immer neuen gesetzlichen Anforderungen. Aus Sicht der Krankenhäuser erscheint es wie die Quadratur des Kreises, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Wie aber müsste eine Lösung aussehen, die uns der Klinik der Zukunft schon heute ein Stück näher bringt?
Über diese brisante Frage diskutierten Healthcare-Experten beim Atreus Workshop Health Care Solutions im Airport Club Frankfurt – in einer lebhaften Diskussion unter Moderation von Atreus Direktor Harald Smolak. Mithilfe von Design-Thinking-Methoden nahm der Expertenkreis die Herausforderungen der Klinikbranche aus Perspektive des Patienten unter die Lupe – mit spannenden Ergebnissen, die im Rahmen einer Workshop-Serie in eine prototype Lösung für die Klinik der Zukunft münden sollen.
Kernthesen zur Klinik der Zukunft
„Die Klinik der Zukunft muss die Rolle des Medical Concierge für den Patienten annehmen.“
5. Krankenhäuser müssen ihren Umgang mit Daten revolutionieren.
„In Zukunft wird der Patient einfordern, dass seine Daten digital vorliegen“, sagt Dr. Gantner von HealthCare Futurists. Krankenhäuser sollten entsprechende Dienstleistungen entwickeln – vom Hosting der Patientendaten über die jederzeitige Bereitstellung relevanter Informationen über sämtliche Schnittstellen bis hin zu Services im Kontext von Diagnostik und Prognostik: „Der Mehrwert von Daten für die Prognostik ist noch längst nicht ausgeschöpft“, sagt Dr. Gantner. Atreus Direktor Harald Smolak zieht Parallelen zwischen Patienten- und Verbraucherverhalten: „Der Patient könnte sich wie ein Kunde vom Konsumenten zum Prosumenten entwickeln“, also zu einem Verbraucher, der aber zugleich auch Produzent ist. Wie andere Branchen sollten Krankenhäuser auf Künstliche Intelligenz und Analytics setzen, auch um ihre Produktivität zu erhöhen.
6. Die Vollkaskomentalität verhindert in Deutschland den Vormarsch digitaler Gesundheitslösungen.
„Im Jahr 2018 bezahlen immer noch die Krankenkassen die Kosten medizinischer Behandlungen“, sagt Dr. med. Gerhard M. Sontheimer, Vorstand des Klinikverbunds ANregiomed gKU. Der einzelne Arzt könne daher kaum beeinflussen, welche Geräte verwendet würden. Ganz anders ist der Fall in China gelagert: „Was die Digitalisierung der Prozesse und die Nutzung von Daten angeht, liegt China weit vor den Europäern und US-Amerikanern“, sagt Dr. Sontheimer. „In China bezahlt man die Behandlung vorab über WeChat, alle Dokumente liegen in der Cloud, sämtliche Prozesse sind digitalisiert.“ Hierzulande lautet die Devise hingegen noch immer ‚Was nicht von der Kasse bezahlt wird, wird nicht erbracht‘ – anders als wiederum in den USA, wo viele Leistungen selbst bezahlt werden müssen, wie Atreus Manager Volker Kiefer ins Feld führt: „In Deutschland verhindert die Vollkaskomentalität die Transformation in den Krankenhäusern.“ Dr. Sontheimer erachtet das deutsche System zwar als extrem effizient; es werde allerdings über pauschalisierte Entgeltsysteme und damit völlig anders gesteuert. Einzige Ausnahme: der Trend zur Lifestyle-Medizin.
„Die Digitalisierung eines Krankenhauses scheitert an Organisationsproblemen, nicht an technischen Fragen.“
9. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen scheitert insbesondere an Organisationsproblemen, nicht an technischen Fragen.
In erster Linie handelt es sich bei der digitalen Transformation eines Unternehmens um eine organisatorische Veränderung. Technologie ist nur der Enabler. Auch Probleme bei der Digitalisierung im Krankenhaus entstehen vor allem dann, wenn die beteiligten Personen ihr Verhalten ändern müssen, weiß Dr. Sontheimer von ANregiomed aus seiner Erfahrung zu berichten. Auf Widerstand der Beteiligten stoße man zum Beispiel, wenn man – im Sinne des Patienten – die Anamnese im Krankenhaus nicht dreimal, sondern nur einmal stattfinden lassen wolle: „Für den Empfang, für die Pfleger, für die Assistenzärzte ist die Anamnese ein Teil der Existenzberechtigung.“ Dr. Gantner pflichtet ihm mit Blick auf die gesamte Healthcare-Branche bei: „Wir dürfen nicht den Fehler machen, ein emotionales Problem technisch lösen zu wollen. Verhaltensänderung ist der heilige Gral bei der Entwicklung und Nutzung aller medizinischen Apps.“
„Wir müssen darüber sprechen, was Qualität in der Versorgung bedeutet: War eine Operation erfolgreich, wenn sie aus rein medizinischer Sicht gut verlaufen ist oder wenn sich die Gesundheit des Patienten durch die Operation nachhaltig verbessert?“
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