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Green and resilient? Die Supply Chain bei Beiersdorf und Ritter Sport
Innovative Strategien und der Weg zur Klimaneutralität
2. Februar 2023
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Review – Eine Zusammenfassung in 7 Thesen:
1. Nachhaltigkeit = Eckpfeiler (fast) jeder Unternehmensstrategie
Erst 2018 hat der DAX-Konzern Beiersdorf Nachhaltigkeit explizit als strategisches Unternehmensziel formuliert, berichtet Harald Emberger, Chief Supply Chain Officer (CSCO) bei dem Konsumgüterunternehmen, zu dem Marken wie Nivea, Eucerin und tesa gehören. Schon 2022 erhielt Beiersdorf für seine Nachhaltigkeits-Agenda „Care beyond skin“ als eins von weltweit nur 12 Unternehmen dreimal die Bestnote „A“ des Carbon Disclosure Project (CDP). Die ehrgeizigen Pläne: Bis 2025 sollen Abfälle entlang der Supply Chain um 30 % reduziert werden, die Wasserintensität um 25 % sinken. 2030 will der Konzern vollständig klimaneutral wirtschaften. Ein ähnliches Ziel verfolgt die familiengeführte Schokoladenmarke Ritter Sport, erläutert CEO Andreas Ronken. Branchenübergreifend beobachtet er ein großes Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit. Eine Live-Umfrage unter den A·lounge-Teilnehmern ergibt: Immerhin knapp die Hälfte geht davon aus, dass ihr Unternehmen bis 2030 vollständig klimaneutral sein wird.
2. Inflation: Kein Dämpfer für Nachhaltigkeit!
88 % der von Atreus Befragten sagen außerdem, ihr Unternehmen werde Nachhaltigkeitsinitiativen nicht wegen der aktuellen Inflation zurückfahren. Das deckt sich mit den Beobachtungen der Manager von Beiersdorf und Ritter Sport. „Es ist oberste Bürgerpflicht, weiter dranzubleiben“, sagt Ritter-Sport-CEO Ronken. „Für viele Unternehmen ist die Inflation natürlich ein hohes Risiko auf Kostenseite. Aber Nachhaltigkeitsinitiativen sind meist lang eingeplant. Die kann man nicht so kurzfristig wieder wechseln.“ Harald Emberger bestätigt diesen Eindruck für Beiersdorf: „Wir haben unsere Ziele nicht geändert. Natürlich müssen wir unsere Kosten teilweise an die Endkunden weitergeben. Aber unsere Vorhaben werden wir schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit nicht zurückstellen. Es gibt keinen Weg zurück – das ist unsere unternehmerische Verantwortung.“
5. Knackig wird’s ab Scope 3
Das Greenhouse Gas Protocol teilt Treibhausgasemissionen in drei Klassen (Scopes) ein: Scope 1 beschreibt die direkte Freisetzung klimaschädlicher Gase im eigenen Unternehmen, Scope 2 die indirekte Freisetzung durch Energielieferanten und Scope 3 die indirekte Freisetzung in der gesamten Supply Chain. Bei Beiersdorf macht Scope 3 rund 94 % des verursachten Ausstoßes aus. „Zwei Drittel unseres Footprints stammen aus Rohmaterial und Verpackung“, sagt Beiersdorf-CSCO Emberger. Um gegenzusteuern, dreht Beiersdorf vor allem an diesen Stellschrauben, etwa durch die Verwendung organischer und pflanzenbasierter Rohstoffe. Aber auch in Herstellung und Logistik lassen sich Potenziale heben. Der wichtigste Enabler ist dabei die durchgängige Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette – durch End-to-end-Visibilität aller Prozesse, Real Time Data Management und Analytics sowie umfassendes Tracking und Reporting. Ritter Sport ist in Scope 1 und 2 seit 2020 klimaneutral; bis zum Ende der Dekade will Ronken „vom Rohstoffursprung bis ins Supermarktregal“ klimaneutrale Produkte: „Scope 3 ist der größte Brocken.“
6. Der Teufel steckt im Detail
Lieferprobleme und hohe Rohstoffpreise – für viele Unternehmen gestaltet sich die Beschaffung benötigter Materialien aktuell besonders schwierig. Beiersdorf dagegen habe kein Problem, nachhaltiges Recyclat für die eigenen Verpackungen zu bekommen, berichtet Beiersdorf-CSCO Emberger. Auch die Kosten habe der Konzern im Griff, weil Recyclat weniger wiege als Kunststoff. Die Herausforderungen beträfen in erster Linie den Reinheitsgrad der Produkte und neue Qualitätsanforderungen an Farben, die für Konsumgüterhersteller eine wichtige Rolle spielen. Zeitweise habe es Akzeptanzprobleme auf Kundenseite gegeben, weil die leichteren Duschgel-Flaschen anfangs noch schneller umkippten. Auf ähnliche Herausforderungen dürfte Ritter Sport beim Umstieg auf rein papierbasierte Verpackungen stoßen. Andreas Ronken spricht den Unternehmen in diesem Kontext Mut zu: „In der Pandemie haben wir gelernt, dass viele Dinge unter Druck auch ganz schnell gehen können.“
7. Vom Projekt zum Mindset
Im großen neuen Werk in Leipzig bietet sich Beiersdorf die Chance, von Anfang an alle Prozesse auf die ambitionierten Klimaziele auszurichten – über silikonfreie Formulierungen, 100 % Recyclat für die Verpackungen, klimaneutrale Produktion und straffe Logistik. Aber auch in bestehenden Produktionsstätten lassen sich ähnliche Schritte umsetzen. Größter Hebel: Die Wärme- und Dampferzeugung. Ritter Sport setzt hierzu auf Zertifikate und die Dekarbonisierung der Rohstoffherstellung, will aber auch 50 % seines Energiebedarfs über eigene Wind- und Solarparks decken können. Der Rest soll aus Wärmepumpen und anderen alternativen Energien stammen. Am Ende muss Nachhaltigkeit vom Add-on zum Build-in werden, sagt Ritter-Sport-CEO Ronken: „Zwar fängt alles mal als Projekt an, aber auf Dauer muss Nachhaltigkeit so selbstverständlich werden wie Zähneputzen.“ Auch wenn es nicht einfach ist: Wie Harald Emberger berichtet, haben die parallel laufenden Projekte für Nachhaltigkeit und Digitalisierung manche Funktionen in seinem Unternehmen vorübergehend an die Belastungsgrenze gebracht. Nachhaltigkeit ist ein Marathon.
Unsere Speaker
Atreus Gastgeber der A·lounge
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