6. Innovationslounge Digital
Wege zur Klimaneutralität – Technologische Koexistenz
Wissenschaft und Management im Dialog – in Zusammenarbeit mit Fraunhofer Alumni: “Wege zur Klimaneutralität – Technologische Koexistenz”
18. Juli 2024
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Sehen Sie sich die Videoaufzeichnung mit den wichtigsten Learnings an:
Eine Zusammenfassung der Innovationslounge Klimaneutralität in 8 Thesen:
1. CO2-Emissionsreduktion im Bau ist entscheidend für das Ziel der Klimaneutralität.
Prof. Dr. Gunnar Grün, Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, betont die Bedeutung der CO2-Emissionsreduktion im Bauwesen. „30 bis 40 % der Emissionen in Deutschland kommen aus dem Gebäudesektor“, erklärt Grün. Um bis 2045 klimaneutral zu werden, müssen die jährlichen Reduktionsraten bei den Emissionen massiv erhöht werden. Die Dekarbonisierung der Zementindustrie sei dabei ein wichtiger Hebel, aber eben nur eine der wesentlichen Maßnahmen. Grün hebt hervor, dass die Nutzung von Geothermie für die Wärmeversorgung ebenfalls ein großes Potenzial bietet, sowohl kommunal als auch industriell. Und das sind nur einige der Optionen, um Deutschlands Gebäudesektor grüner zu machen und insbesondere die Wärmewende zu schaffen: Denn 90 % des Energieverbrauchs privater Haushalte entfällt auf Raumwärme und Warmwasser, mehr als 85 % stammen heute aus fossilen Quellen.
2. (Kern-)Fusion bietet mittel- bis langfristig eine nachhaltige Energieperspektive.
Dipl.-Ing. Claudia Keibler-Willner, Themenkoordinatorin für Fusionsforschung bei der Fraunhofer-Gesellschaft, erläutert die Vorteile der Kernfusion als langfristige Energiequelle. „Fusion ist sicher, nachhaltig und CO2-frei“, sagt Keibler-Willner. Trotz der langen Forschungs- und Entwicklungszeit, der sehr komplexen Forschung und der hohen Kosten sieht sie großes Potenzial vor allem in der Trägheitsfusion, um die Energienachfrage der Zukunft zu decken. Dort wurden in jüngster Vergangenheit wichtige Forschungsdurchbrüche erzielt. „Wir müssen jetzt beginnen, das Ökosystem für Fusionstechnologien aufzubauen.“ Die Einbindung der Industrie und ganz besonders die langfristige Unterstützung durch die Politik seien ganz entscheidend, um die Forschung und Entwicklung im Bereich Fusion voranzutreiben.
3. Carbon Capture ist ein Schlüssel zur Reduktion überschüssigen CO2s in der Atmosphäre.
Malte Feucht, Gründer und CEO des Start-ups Phlair, betont die Notwendigkeit von Technologien zur CO2-Entfernung aus der Atmosphäre. „Wir haben über viele Jahrzehnte unsichtbaren Müll produziert und ihn in die Atmosphäre entlassen – in der Hoffnung, dass er sich in Luft auflöst. Eine Kehrwoche, wie sie in meiner Heimat Schwaben üblich ist, hatten wir für die Atmosphäre noch nie“, so Feucht. Direct Air Capture (DAC) sei eine effektive Methode, um das sehr stabile und inerte Molekül CO2 dauerhaft aus der Erdatmosphäre zu entfernen und zum Beispiel als Rohstoff für die Produktion von Chemikalien zu nutzen. Die Skalierung dieser Technologie ist allerdings eine Herausforderung: „Aktuell sind die Kosten noch zu hoch, aber langfristig streben wir Kosten von unter 100 Euro pro Tonne CO2 an“, erklärt Feucht. Deutschland könne durch seine Ingenieurstradition und Fertigungskompetenz eine führende Rolle in der Entwicklung und Export dieser Technologien spielen – und die CO2-Konzentration wieder zu senken.
4. Thermische Abfallverwertung ist ein essenzieller Bestandteil der Kreislaufwirtschaft.
Dr. Joachim Manns, Geschäftsführer und COO der EEW Energy from Waste GmbH, bringt einen auf den ersten Blick anderen, aber bei genauer Betrachtung durchaus ähnlichen Ansatz ins Spiel: Er erklärt die Bedeutung der thermischen Abfallverwertung für die Kreislaufwirtschaft. „Abfall ist ein Wertstoff, Abfall ist eine Ressource“, sagt Manns. Moderne Abfallverbrennungsanlagen wandeln Abfall in Energie um und tragen so zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz bei. „Wir sind Teil der Kreislaufwirtschaft und können einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten“, erklärt Manns. Die Integration von Technologien wie Big Data und KI in die Abfallwirtschaft könne die Effizienz weiter steigern und die Umweltauswirkungen minimieren – beziehungsweise das Potenzial steigern.
7. Ganzheitliche Ansätze und internationale Kooperationen sind notwendig, um den Klimawandel zu bewältigen.
Dr. Joachim Manns von EEW Energy betont die Notwendigkeit ganzheitlicher Ansätze und internationaler Kooperationen. „Wir müssen uns eng verknüpfen, um Kompetenzen zusammenzubringen und effektiv zusammenzuarbeiten“, sagt Manns. Investitionen in Infrastrukturen wie bisher überhaupt nicht diskutierte CO2-Netze und die Zusammenarbeit mit externen Partnern sind entscheidend, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. „Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, um die Klimaziele zu erreichen“, so Manns.
8. Es braucht Ambassadoren, die jetzt ideologiefrei Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels vorantreiben.
Das Wissenschaftsjahr 2025, ausgerufen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, steht ganz im Zeichen der Zukunftsenergien. Die Innovationslounge griff diesem Wissenschaftsjahr sechs Monate vorher schon ein Stück weit vor, wie Viktor Deleski von Fraunhofer sagt, der die Veranstaltung eröffnet: „Wir müssen jetzt ins Gespräch kommen und aktiv werden.“ Atreus Partner Dr. Christian Frank ergänzt: „Wir brauchen Ambassadoren für den Aufbruch – Menschen, die Lust haben, Dinge zu verändern und einfach zu machen.“ Schon in einer Episode der Fernsehsendung „Löwenzahn“ aus dem Jahr 1983, erinnert Deleski, zeigte Peter Lustig einen VW Golf I mit Elektromotor als Zukunftsvision und sagte: „Und wenn wir uns richtig anstrengen, dann bekommen wir in 40 Jahren vielleicht all die Benzinstinker von der Straße!“ Damit bis dahin nicht weitere 40 Jahre vergehen, braucht es wohl all die Lösungen, die uns zur Bewältigung des Klimawandels einfallen.
Unsere Speakerin und Speaker
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