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Roundtable Digital

Restrukturierung: Ohne Aktiv kein Passiv

Die Transformation trotz zusätzlicher finanzieller Herausforderungen absichern

21. April 2023

“Auf gutem Weg verhungern” ist keine Option.

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Veranstaltung

Digital via MS Teams

21. April, 15:30 Uhr bis 17:00 Uhr

Begrüßung und Vorstellung der Speaker

Keynotes von Dr. Jörg Krämer, Joachim Ponseck und Dr. Ralf Holz

Diskussion der Teilnehmerrunde inkl. Udo Zimmer. Fragen aus dem Publikum

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Thema

Die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen erhöhen den Druck auf Unternehmen massiv. Hohe Zinsen, Inflation und Lohnabschlüsse sowie exogene Faktoren drängen zu alten Mustern wie dem reinen Cost Cutting.

Die für eine nachhaltige Restrukturierung notwendige Transformation von Geschäftsmodellen droht dabei auf der Strecke zu bleiben. Das Thema Finanzierung rückt in den Fokus und damit auch wieder StaRUG und andere Werkzeuge zur Sanierung der Passivseite.

Nach dem volkswirtschaftlichen Ausblick von Dr. Jörg Krämer zeigt Rechtsanwalt Joachim Ponseck auf, wie zentral die Koordination aller Finanzierer für das Gelingen einer finanzwirtschaftlichen Restrukturierung ist und was passiert, wenn dies nicht gelingt. Restrukturierer Dr. Ralf Holz zeigt, wie eine Transformation auf gutem Weg bleiben kann.

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Restrukturierung

Unternehmen durch schwere Zeiten zu führen, erfordert sturmerprobte Profis mit Power und Fingerspitzengefühl.

Wir unterstützen Sie bei Herausforderungen in Restrukturierungen:

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Restrukturierung: Ohne Aktiv kein Passiv.

Wie verändern sich in Zeiten der Polykrise die Rahmenbedingungen für eine Restrukturierung? Welches Zwischenfazit können wir uns bereits zum StaRUG erlauben? Und wird bald eine Insolvenzwelle durch Deutschland rollen, die vor allem Zombie-Unternehmen vom Markt fegt?

Über diese und viele weitere Fragen diskutierten Atreus Partner Dr. Christian Frank und Atreus Direktor Tibor Reischitz mit Restrukturierungsexperten – eingeleitet von einem volkswirtschaftlichen Ausblick von Dr. Jörg Krämer, dem Chefvolkswirt der Commerzbank.

Die wichtigsten Erkenntnisse in acht Thesen:

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1. Eine Rezession ist nicht vom Tisch, aber die deutsche Wirtschaft profitiert von ihrer Resilienz.

Die Wirtschaftskrise, die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöst wurde, ist schon abgeebbt, sagt Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Aktuell haben sich die Erwartungen der Unternehmen im Ifo-Geschäftsklima deutlich erholt, weil die befürchtete Gasmangellage im Winter ausblieb. Die Effekte der Zinswende durch die EZB (plus 350 Basispunkte) auf die Konjunktur dürften sich aber erst in einigen Monaten zeigen. Eine Rezession hält Krämer daher anders als viele andere Volkswirte nach wie vor für wahrscheinlich, wobei sie angesichts des Fachkräftemangels erfahrungsgemäß mild ausfallen dürfte. Zudem zeigen sich die Unternehmen mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote um die 30 Prozent deutlich resilienter als zum Beispiel vor 20 Jahren. „Vor allem der Mittelstand ist durch die vielen Krisen flexibler geworden“, so Krämer.

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2. Hohe Inflationsraten sind nicht passé – Unternehmen müssen sich jetzt wappnen.

Aktuell ist die Inflation von ihrem Höchststand im Herbst 2022 (10,4 %) deutlich zurückgegangen (aktuell: 6,9 %), und „der Schmerz lässt weiter nach“, sagt Commerzbank-Volkswirt Krämer. Sorgen bereitet ihm allerdings die um Energiekosten bereinigte Preissteigerung: „Die Kerninflation wird bis Herbst eine 5 vorm Komma haben und danach nur zögerlich zurückgehen“, sagt Krämer. Zwar werde die EZB den Leitzins 2023 in zwei weiteren Schritten auf 3,5 % erhöhen, kämpfe seines Erachtens aber nicht entschlossen genug gegen die Inflation. „Unternehmen müssen sich weiterhin inflationsagil aufstellen, um ihre Margen zu verteidigen. Die Inflation wird über die kommenden Jahre dauerhaft deutlich höher liegen als die von der EZB avisierten 2 %.“ Krämer rät daher vor allem zu besonderer Vorsicht beim Lohnwachstum.

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Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank
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„Unternehmen müssen sich weiterhin inflationsagil aufstellen, um ihre Margen zu verteidigen.“

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3. Vier apokalyptische Reiter beeinflussen das Restrukturierungs- und Insolvenzgeschehen.

Zu wenig Umsatz, zu hohe Kosten, zu wenig Liquidität, zu hohe Schulden – das sind die „vier apokalyptischen Reiter“, die Joachim Ponseck bei der Analyse des Restrukturierungs- und Insolvenz­geschehens beobachtet. Er ist Partner und Restrukturierungsexperte im Frankfurter Büro von Baker McKenzie. Für Umsatzkrisen sei das 2020 verabschiedete StaRUG (Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen) kaum geeignet, da eher auf die klassische finanzwirtschaftliche Restrukturierung („Gesundschrumpfen“) ausgerichtet. Eine Hauptschwäche des Gesetzes sieht Ponseck in seiner Rückschau auf die vergangenen zwei Jahre darin, dass es weder die Beendigung von Dauerschuldverhältnissen noch einen erleichterten Stellenabbau vorsieht. Die Handlungsoptionen eines Restrukturierungsanwalts seien hier außerdem begrenzt.

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4. In Liquiditätskrisen können Restrukturierungsanwälte als Moderatoren auftreten.

Seit dem Auslaufen der Corona-Hilfen ist die Gesetzgebung für Liquiditätsengpässe wieder zum Status quo von vor 2020 zurückgekehrt, erläutert Ponseck. Hier habe auch das StaRUG keine Änderungen gebracht. Bis 31.12.2023 gilt für den Überschuldungs­tatbestand angesichts der Krise seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine allerdings eine modifizierte Regelung: Die Fortführungs­­prognose muss sich auf nur vier (statt wie bisher zwölf) Monate erstrecken. „Vielleicht sollte der Gesetzgeber diesen Zustand verstetigen und die langfristige Fort­führungs­prognose grundsätzlich abschaffen“, sagt Ponseck. „Zwölf Monate sind ein langer Zeitraum für eine Liquiditätsprognose.“ Zudem steht die Regelung zur Fortführungsprognose nach § 19 InsO im Widerspruch zur Going-Concern-Annahme gemäß § 252 HGB: Der Wirtschaftsprüfer muss nach Lesart des IDW (Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e. V.) nämlich weiterhin die Fortführung der Unternehmenstätigkeit für mindestens 12 Monate plausibilisieren. Bei Streitigkeiten zwischen Gläubiger- und/oder Eignergruppen in der Restrukturierung sieht Ponseck Anwälte als Moderatoren und Lösungsfinder: „Da geht’s nicht nur um die Vertretung der Maximalposition, sondern um eine vernünftige Lösung, dem Unternehmen zu helfen.“

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5. Jetzt könnte die Zeit des StaRUG kommen.

In der Um- oder Entschuldung eines grundsätzlich gesunden Unternehmens liegt aus Sicht von Restrukturierungsanwalt Ponseck die eigentliche Stärke des StaRUG. Ganz aktuell restrukturiert sich mit dem Automobilzulieferer LEONI ein prominentes Unternehmen mithilfe des StaRUG-Verfahrens. Restrukturierungsexperte Dr. Ralf Holz glaubt: „Die Zeit des StaRUG kommt noch – für Unternehmen, die im Kern gesund sind und eigentlich nur eine neue Finanzierung benötigen.“ Dabei sind sich die Experten einig: „Aktiv kommt vor passiv.“ Die leistungswirtschaftliche Transformation (auf der Aktivseite der Bilanz) muss der finanzwirtschaftlichen Restrukturierung (auf der Passivseite der Bilanz) also vorangehen. Sprich: Nur für Unternehmen mit einem dauerhaft tragfähigen Geschäftsmodell ergibt die Anwendung des StaRUG Sinn, etwa dann, wenn sie angesichts steigender Zinsen Probleme mit der Anschlussfinanzierung haben.

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6. Zombie-Unternehmen dürften bald vom Markt verschwinden.

Atreus Partner Dr. Christian Frank zitiert eine Studie, der zu Folge die Zahl der Insolvenzen innerhalb eines Jahres um etwa 20 % gestiegen sei. Er macht sich Sorgen, dass die aktuell gute Widerstandsfähigkeit der deutschen Unternehmen eines Tages erschöpft sein könnte. Restrukturierer Udo Zimmer teilt diese Sorge: „Die Eigenkapitalquoten sind lange gestiegen, weil die Unternehmen in guten Zeiten ihre Bilanz gestärkt haben. Jetzt müssen sie aber immer schneller auf Veränderungen ihres Geschäftsmodells reagieren.“ Manche Unternehmen hätten sich mit den Finanzhilfen der Coronazeit vorerst gerettet – aber nach dem Ende der Hilfen wird die Finanzierungslandschaft nach Zimmers Einschätzung nicht ewig mitspielen. Wenn das Geschäftsmodell wirklich stimme, bekomme man als Unternehmen aber auch weiterhin eine gute Finanzierung. Volkswirtschaftlich betrachtet, so Atreus Direktor Tibor Reischitz, ergibt es ohnehin Sinn, wenn Zombie-Unternehmen ohne tragfähiges Geschäftsmodell vom Markt verschwinden. Und Christian Frank fügt hinzu: „Gerade in Zeiten der Polykrise dürfen Unternehmen nicht nur darauf setzen, einmal die Kosten rauszunehmen, sondern müssen nachhaltig ihr Mindset verändern und am Geschäftsmodell arbeiten.“

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„Bei einer Restrukturierung kann es nicht nur darum gehen, die Kosten zu reduzieren. Es muss auch am Geschäftsmodell gearbeitet werden. Zudem muss Transformation dauerhaft Teil der Organisationskultur sein.“

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7. Transformation erschöpft sich nicht in Restrukturierung.

„Eine Restrukturierung ist meist radikal, aber nicht ganzheitlich“, konstatiert Interim Manager Ralf Holz. Er bezeichnet Transformationssituationen als „Wunschvorstellung eines Interim Managers“, da dort noch Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten bestünden und es nicht nur ums kurzfristige Überleben gehe. Denn: „Transformation erschöpft sich nicht in Restrukturierung.“ Als Elemente einer gelungenen Transformation betrachtet Holz Einstellungsveränderung, (finanzwirtschaftliche) Restrukturierung, Revitalisierung und Erneuerung. Besonderen Wert legt er auf die Einstellungsveränderung: „Ich muss das Selbstbild des Unternehmens in einer Situation reflektieren, in der es mir eigentlich noch gut geht und der Veränderungsbedarf noch nicht aus dem Tisch liegt.“ Es gehe darum, den blinden Fleck zu finden.

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8. Der größte Teil einer Transformation folgt nach der Restrukturierung.

„Was in der Restrukturierung richtig ist, kann in der Transformation nicht falsch sein“, sagt Restrukturierungsexperte Holz. Er betont, dass die eigentliche Herausforderung nach der finanzwirtschaftlichen Neuaufstellung eines Unternehmens folge – dann, wenn z. B. Teile der Belegschaft die Organisation verlassen hätten und bessere Prozesse etabliert seien. „Dann geht es darum, wie ich das Unternehmen auf seine neuen Potenziale ausrichte.“ Als entscheidend betrachtet er in diesem Kontext die Aufgabe des Führungsteams, die Mitarbeitenden im Unternehmen mit Blick auf neue Fertigkeiten und Fähigkeiten zu ertüchtigen. Dabei spiele individuelles Lernen die Schlüsselrolle. Beim Lifestyle-Unternehmen Steiff hat Ralf Holz selbst eine Transformation begleitet – von Kostensenkungen und Kapazitätsanpassungen über die Neuaufstellung der Supply Chain bis hin zu einer völlig neuen Vertriebs- und Marketingstrategie. „Transformation muss dauerhaft Teil der Organisationskultur sein“, resümiert Atreus Partner Frank.

Unsere Keynote Speaker beim Roundtable Restrukturierung: Ohne Aktiv kein Passiv!

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Dr. Jörg Krämer
Chefvolkswirt, Commerzbank

Dr. Jörg Krämer ist Chefvolkswirt der Commerzbank AG und Bereichsvorstand für Research.

Zuvor war er Chefvolkswirt der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank in München und Chefvolkswirt der Invesco Asset Management Deutschland GmbH in Frankfurt. Dr. Krämer begann seine Karriere am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, wo er bei Prof. Dr. Horst Siebert, dem ehemaligen Präsidenten des Instituts, promovierte. Dr. Krämer ist seit 2009 Mitglied des Schattenrates der EZB. Er wurde in Düsseldorf geboren und studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Bonn und Münster.

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Joachim Ponseck
Partner, Baker McKenzie

Joachim Ponseck ist Partner im Frankfurter Büro von Baker McKenzie im Bereich Restructuring & Insolvency.

Er verfügt über zehn Jahre Berufserfahrung im Restrukturierungs- und Insolvenzrecht. Joachim Ponseck begann seine Karriere im R&I-Team einer Magic-Circle-Kanzlei, wo er die Position des Counsel innehatte, bevor er 2021 als Partner zu Baker McKenzie kam. Mit einem sehr internationalen Fokus während seines Studiums und seiner beruflichen Laufbahn berät er Mandanten weltweit in Fragen des deutschen und europäischen Insolvenzrechts.

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Dr. Ralf Holz
Restrukturierungsbeauftragter

Dr. Ralf Holz verfügt über langjährige Erfahrung in der Auswahl geeigneter Akquisi­tio­nen und deren Integration in Unternehmensstruk­tu­ren (PMI), sowie in der Veräußerung von Nicht-Kernge­schäfts­feldern (Carve Out).

Er kann nachhaltige Erfolge beim Aufbau und in der Veränderung von Strukturen und Organisationen vorweisen. Er ist auch erfahren in der Wiederherstel­lung der Compliance mit Gesetzen, Verordnungen & Governance-Strukturen. Dr. Holz ist CEO mit kaufmännischen Wurzeln, CFO und CRO – ein kraftvoller Macher für betriebliche Veränderungen/ Change Agent und Compliance Officer.

Diskutant

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Udo Zimmer
Restrukturierer & CEO

Udo Zimmer ist ein erfahrener Aufsichtsratsvorsitzender und CEO/CFO für Unternehmen in Umbruch- und Sondersitutationen.

Er ist auch als CFO/CRO für strategisch, operativ und finanziell herausfordernde Unternehmenssituationen tätig und verfügt über umfassende Kenntnisse und nachweisliche Erfolge in der finanz- und leistungswirtschaftlichen Restrukturierung. Er besitzt ein breites und vielfältiges Know-how in den Bereichen Industriegüter / Maschinenbau / Erneuerbare Energien / Serviceorientierte Geschäftsmodelle.

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