Roundtable Digital
Sustainable Operations
Roundtable Operations
Der Atreus Roundtable Digital am 7. November 2024 beleuchtete, wie Unternehmen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in ihre Geschäftsstrategie integrieren können, um sowohl ökologisch verantwortungsvoll zu handeln als auch wettbewerbsfähiger zu werden. Unter der Moderation von Atreus Direktor Oliver Krebs diskutierten Industrieexperten über die Dekarbonisierung der Industrie, die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmenskultur und die daraus entstehenden Chancen.
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Veranstaltung
Digital via Livestream
07. November, 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr
- Begrüßung und Vorstellung der Speaker
- Keynote Dr.-Ing. Reinhold Achatz
- Keynote Dr.-Ing. Hans-Peter Mertens: Sustainability im Maschinenbau: Last oder Chance?
- Keynote Martin Schneider: CO2-Fußabdruck von Leiterplatten aus unserer Produktion
- Diskussion mit den Speakern, Fragen aus dem Publikum
Thema
Produzierende Unternehmen, die heute proaktiv ihre Operations zu mehr Nachhaltigkeit transformieren, statt sich vom Gesetzgeber und von Kunden treiben zu lassen, werden stetig an Wettbewerbsfähigkeit zulegen. In unserem Roundtable wollen wir aufzeigen, wie Unternehmen schon heute ESG für sich nutzen, um sich vom Markt abzuheben.
Welchen Einfluss hat Nachhaltigkeit schon heute auf die Wettbewerbsfähigkeit? Wie schaffen Unternehmen Transparenz zu den ESG-Kriterien entlang ihrer Wertschöpfungskette? Wie müssen sich operative Prozesse und Fertigungstechnologien und-verfahren ändern, um nachhaltigere Produkte emissionsärmer zu fertigen? Welche Investitionen sind erforderlich, um die Dekarbonisierung voranzutreiben?
Diese und weitere Fragen diskutierten die Atreus Direktoren Dr. Simon Mehler, Stephan Haimerl und Oliver Krebs mit unseren Experten.
Operations
Unternehmen durch schwere Zeiten zu führen, erfordert sturmerprobte Profis mit Power und Fingerspitzengefühl.
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Atreus Roundtable Digital
Die wichtigsten Erkenntnisse in neun Thesen:
1. Nachhaltigkeit wird in der Industrie trotz anderer Krisen ernster genommen denn je.
Wie Dr.-Ing. Reinhold Achatz, Präsident und Vorstandsvorsitzender der International Data Spaces Association, glaubt, tritt Nachhaltigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung aufgrund globaler Ereignisse oft in den Hintergrund. Aber: „Nachhaltigkeit ist weiterhin extrem relevant für die Industrie. Der Klimawandel ist real. Er wird Impact auf uns haben und wir müssen etwas tun, um die Risiken zu reduzieren.“ Die Experten sind sich einig, dass Nachhaltigkeit trotz anderer globaler Herausforderungen nicht vernachlässigt werden darf und jetzt mehr denn je ins Bewusstsein von Unternehmen und Gesellschaft gerückt werden muss.
2. Nachhaltigkeit muss integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie und des Kerngeschäfts sein.
Reinhold Achatz betont die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit zum zentralen Element der Unternehmensstrategie zu machen: „Es reicht nicht aus, Nachhaltigkeit als separate Initiative zu betrachten. Sie muss in alle Geschäftsprozesse eingebettet sein.“ Dr.-Ing. Hans-Peter Mertens, erfahrener CEO und COO im Maschinen- und Anlagenbau, unterstreicht das aus eigener Erfahrung. Unternehmen, die proaktiv handeln und Nachhaltigkeit strategisch – per design – in ihr Kerngeschäft integrieren, werden langfristig wettbewerbsfähiger sein.
3. ESG-Kriterien bieten erhebliche Chancen und sollten nicht als Last empfunden werden.
Hans-Peter Mertens sieht in der Umsetzung von ESG-Kriterien in erster Linie Chancen für den Mittelstand: „Nachhaltigkeit wird oft als Last empfunden, auch da Ressourcen zurzeit oft nur bedingt vorhanden sind. Ich sehe trotzdem eher die Chancen, gerade im mittelständischen Umfeld.“ Er betont die Bedeutung eines Bewusstseinswandels innerhalb der Unternehmen: „Nachhaltigkeit geht nur gemeinsam. Da muss ein Umdenken stattfinden – nicht nur in der Politik, sondern auch in der Industrie, wo man sich gegenseitig unterstützen und Partnerschaften eingehen sollte.“
4. Digitalisierung ist der Schlüssel zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen.
Martin Schneider, CTO des Leiterplattenherstellers Starteam Global Germany, hebt die entscheidende Rolle der Digitalisierung für Nachhaltigkeitsinitiativen hervor: „Digitalisierung ist das Fundament. Ohne sie könnten wir solche enormen Datenmengen gar nicht handeln.“ Er erläutert, wie sein Unternehmen digitale Technologien einsetzt, um den CO₂-Fußabdruck der eigenen Produkte über den gesamten Lebenszyklus zu messen und zu reduzieren. Durch den Einsatz von Smart Metern zur Erfassung von Strom- und Wasserverbrauch sowie die Implementierung von Kalkulationstools kann Starteam seinen Kunden den CO₂-Äquivalenzwert jeder einzelnen Leiterplatte bereitstellen. „Wir haben vor über einem Jahr begonnen und Projektmeilensteine festgelegt. Ziel ist, dem Kunden zu ermöglichen, den CO₂-Footprint seines Produkts zu reduzieren“, so Schneider. Auch Atreus Direktor Oliver Krebs betont: „Digitalisierung muss als Enabler für die Umsetzung von Nachhaltigkeit gesehen werden.“
5. Transparenz und Datenaustausch entlang der Lieferkette sind essenziell.
Transparenz und der Austausch von Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind unerlässlich, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wie Reinhold Achatz feststellt, machen „Scope-3-Emissionen bei vielen Unternehmen den größten Teil aus. Lieferanten und Kunden müssen also eingebunden werden.“ Er verweist auf die wachsende Bedeutung von Datenprotokollen wie dem Green Deal Dataspace und dem digitalen Produktpass: „Wir brauchen den digitalen Produktpass als digitalen Zwilling. Bald schon wird es über QR-Codes möglich sein, Produkt- und Emissionsdaten für jedes Produkt abzurufen.“ Starteam-CTO Martin Schneider betont auch die Rolle der Visualisierung: „Dadurch können wir dem Kunden zeigen, wo genau der CO₂-Fußabdruck entsteht – zum Beispiel beim Material, in der Produktion, beim Transport. Das verändert die Sichtweise des Kunden.“
6. Lifecycle-Analysen und der Einsatz digitaler Zwillinge fördern nachhaltige Produktentwicklung.
Auch Atreus Manager Hans-Peter Mertens betont die Bedeutung von Lifecycle-Analysen und digitalen Zwillingen in der Produktentwicklung: „Der digitale Zwilling ist nicht nur ein Spielzeug, sondern leistet einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit beispielsweise einer Maschine.“ Durch die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Produkten können Unternehmen Energieeffizienz, Langlebigkeit und direkte Emissionen verbessern. Mertens appelliert an alle Hersteller von Komponenten, Anlagen und Maschinen, sich der Idee des Digital Twin zu öffnen.
7. Unternehmen müssen jetzt proaktiv handeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Reinhold Achatz warnt mit Blick auf Nachhaltigkeit davor, auf externe Zwänge zu warten: „Proaktiv sein. Nicht warten, bis der Druck zu groß ist. Dann hat man noch die Wahl.“ Er berichtet, dass asiatische Unternehmen – anders als manchmal vermutet – inzwischen oft schneller handeln als europäische Player. „Die Chinesen reden nicht so viel über die Themen, aber sie machen einfach.“ Martin Schneider von Starteam erzählt von positiven Reaktionen seitens der Kunden auf ihre Nachhaltigkeitsinitiative: „Unsere Kunden sind alle begeistert. Jetzt kommen sogar OEMs auf uns zu und wollen mit uns zusammenarbeiten.“ Nachhaltigkeit entwickelt sich also mehr und mehr zu einem Differenzierungsmerkmal im Markt.
8. Nachhaltigkeit ist Chefsache und erfordert einen kulturellen Wandel im Unternehmen.
Martin Schneider unterstreicht, dass Nachhaltigkeit immer mehr auch für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern entscheidend ist: „Wie gewinnen wir Mitarbeiter, wie muss sich die Unternehmenskultur verändern, um an Talente zu kommen? All die Aspekte zahlen auf das Thema ein.“ Hans-Peter Mertens hat dazu eine ganz klare Auffassung: „Nachhaltigkeit muss Chefsache sein.“ Um das zu bewerkstelligen, müssen Unternehmen bei Nachhaltigkeitsinitiativen den Kunden im Blick haben – denn dann landet man gedanklich automatisch beim Geschäftsmodell und damit auf Geschäftsführungsebene. Nur durch ein klares Commitment des Top-Managements und einen kulturellen Wandel im Unternehmen können Nachhaltigkeitsziele effektiv umgesetzt werden, fasst Atreus Direktor Oliver Krebs zusammen.
Unser Keynote Speaker und Diskutanten
Dr.-Ing. Reinhold Achatz verfügt über mehr als 40 Jahre Erfahrung in den Bereichen Technologie, Innovation und Nachhaltigkeit sowie als Unternehmer.
Er hatte mehrere Führungspositionen bei Siemens und thyssenkrupp inne, unter anderem als Leiter des Siemens Automation Business in den USA, als Leiter der Siemens Global Research und als CTO von thyssenkrupp.
Heute ist er u.a. Präsident und Vorstandsvorsitzender der International Data Spaces Association und Mitglied des Aufsichtsrates der UNITY AG. Die Europäische Quantencomputergesellschaft IQM unterstützt er als Coach und Mitglied des Quantum Councils.
Für Atreus unterstützt er das belgische Unternehmen Bekaert bei der Entwicklung und Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie.
Hans-Peter Mertens ist seit über 20 Jahren als Geschäftsführer (CEO, COO oder CRO) im produzierenden Mittelstand tätig. Im Maschinen- und Anlagenbau, in der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie in der Antriebs- und Automatisierungstechnik hat Dr. Mertens bis zu 3000 MA und 600 Mio. EUR P&L verantwortet.
Sein Track Record liegt in der Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen und Organisationen in Umbruchsituationen. Hierbei ist der Fokus die gesamte Supply Chain end-to-end: vom Kunden, zum Kunden.
Zuletzt verantwortete Dr. Mertens als CEO eine Maschinenbau-Gruppe im Bereich Verpackungsmaschinen. Er übernimmt als Interim Manager Turnaround und Transformations-Mandate mit einem Operations-Schwerpunkt.
Martin Schneider ist seit 18 Jahren bei Starteam tätig und verantwortet als CTO die Bereiche Engineering, Qualität
sowie Forschung und Entwicklung (R&D).
Mit über 30 Jahren Erfahrung in leitenden Positionen hat er in namhaften Unternehmen wie Siemens, Inboard, Sanmina und Starteam gearbeitet.
Herr Schneider bringt mehr als 40 Jahre Berufserfahrung in der Leiterplattenindustrie mit, wo er in verschiedenen technischen Positionen tätig war, insbesondere in einem internationalen Umfeld mit Standorten in Asien. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit neuen Fertigungstechnologien, insbesondere additiven Fertigungsprozessen, sowie der Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Produktion beschäftigt.