ches Mitglied spricht nichts. Darüber sollte der Gesetzgeber noch einmal nachdenken. Bei Bayer haben Sie den Platz für Ihren Nachfolger Wenning zwei Jahre frei gehalten. Bei Linde und RWE wird dieser Trick nicht funktionieren.« Das Linde-Mandat läuft im kommenden Jahr aus. Dann werden wir überlegen. Bei RWE hat mich die Hauptversammlung 2011 für eine weitere Periode von fünf Jahren gewählt. Die Aktionäre wussten ganz genau, dass sie sich damit auf einen etwas älteren Herrn festlegen. […] Vor nicht allzu langer Zeit hatten Sie sogar fünf Aufsichtsmandate. Was reizt Sie, mächtigster Aufseher der Republik zu sein?« Ja, das habe ich auch immer mit Interesse gelesen. Gemessen wird meine angebliche Macht immer an den Tantiemen für die Mandate. Da war ich einige Jahre zweifellos an erster Stelle, heute bin ich wohl nur noch Tabellendritter. Sie sind jetzt 73 Jahre alt. Und man fragt sich, warum tut sich der Mann das an?« Eine gute Frage. Dass es keine finanzielle Notwendigkeit hat, nehmen Sie mir sicher ab. Ich glaube, man möchte einfach noch gefragt werden. Menschen sind eitel, davon kann sich niemand freisprechen. Außerdem macht es Spaß, etwas bewegen zu können, das reizt mich schon. Auch das Gefühl: Ich bin noch dabei. […] Was muss ein Aufsichtsrat können?« Er sollte ein großes Unternehmen oder einen großen Bereich eigenverantwortlich geführt haben, am besten als Vorstand. Er sollte aber auch die Fähigkeit haben, vom operativen Geschäft loszulassen. Mancher Aufsichtsrat glaubt der bessere Vorstand zu sein.« Loslassen fällt in der Tat vielen schwer. Auch mir. Ich selbst habe mich dabei erwischt, wie ich als Aufsichtsrat vom operativen Geschäft nicht lassen konnte. Die Machtfrage bezieht sich wohl eher auf die Zahl der Mandate.« Wenn Sie in mehreren Kontrollgremien sind, gewinnen Sie natürlich ein unglaubliches Reservoir an Erfahrungen. Die Unternehmen werden vollkommen unterschiedlich geführt. Das ist, glaube ich, der eigentliche, bedeutende Gewinn. Den hat man aber nur, wenn man sich wie ich als eine Art Berufs-Aufsichtsrat sieht. Ein aktiver Vorstand kann das gar nicht. Netzwerke sind auch nicht zu unterschätzen.« Nachdem sich die Deutschland-AG aufgelöst hat, sind eigene Netzwerke sehr wichtig geworden. Für mich ist es ein Leichtes, einen Finanz- oder Versicherungsexperten anzurufen. Das hilft enorm bei der Einschätzung von Problemen. Netzwerken heißt aber nicht, dass sich da irgendwer zusammenschließt, um irgendwelche Aktivitäten zu starten. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten Das Magazin für Interim Management Ausgabe 10 | Juli 2012 zurück vor drucken ·feedback Impressum ·aufsichtsrat
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