„Wenn Sie in mehreren Kontrollgremien sind, gewinnen Sie natürlich ein unglaubliches Reservoir an Erfahrungen. Das ist, glaube ich, der eigentliche, bedeutende Gewinn. Den hat man aber nur, wenn man sich wie ich als eine Art Berufs-Aufsichtsrat sieht.“ Dass die deutsche Wirtschaft derzeit so gut dasteht, liegt nicht nur an Politikern, die Rahmenbedingungen setzen. Das liegt auch an der hohen Qualität des deutschen Managements. Den Aufsichtsräten geht es nicht besser, ihnen wird Kontrollversagen vorgehalten.« Nicht der Aufsichtsrat leitet das Unternehmen. Wenn etwas schiefgelaufen ist, dann ist der Vorstand in erster Linie verantwortlich. Und erst dann sollten Sie die Frage stellen, hat der Aufsichtsrat geschlafen? Vor allem aber sollten Sie fragen: Konnte der Aufsichtsrat das Risiko überhaupt erkennen? Aber er soll laut Gesetz doch den Vorstand überwachen?« Wenn ein Vorstand ein großes Projekt plausibel, nachvollziehbar und voller Überzeugung präsentiert, fällt es Aufsichtsräten sehr schwer, den Vorschlag abzulehnen. Mir geht es darum, zu verhindern, dass wir schon wieder Regeln von der Politik vorgesetzt bekommen. Das sollten wir selbst lösen. Das ginge ganz einfach durch Einziehen von Grenzen. Wir haben bei Bayer Caps, also Obergrenzen, für die flexiblen Vergütungsbestandteile eingeführt. Das ist eine gute Einrichtung. Das klärt nicht die Frage nach der maximalen Höhe von Vorstandsvergütungen.« Sie können lange darüber diskutieren, ob vier oder sechs Millionen Euro angemessen sind. Da hat jeder eine andere Meinung. […] Das Verhältnis Manager und Gesellschaft ist nicht nur wegen des Streits um Vergütungen gestört.« Ich weiß, Manager sind in den Umfragen stets im unteren Drittel der Imageskala. Das ist unbestreitbar nicht schön. Wer sich aber ein wenig auskennt weiß, dass auch gute Arbeit geleistet worden ist. Von den Aufsichtsräten wird zu viel erwartet?« Sie werden viel zu schnell zu Mitverantwortlichen deklariert. Gibt es unter Aufsichtsräten ein ungeschriebenes Gesetz?« Nein. Jeder Aufsichtsratsvorsitzende hat seinen eigenen Stil. Ihr Stil?« Ich halte Sitzungen mit mehr als drei Stunden Länge für wenig effektiv. Das hat mir natürlich Kritik eingehandelt, ich würde Diskussionen abwürgen. […] Zum Schluss das wichtigste Thema, Fußball: Wird Manfred Schneider als letzten Bayer-Job die Aufsicht über die Leverkusener Kicker übernehmen?« Zunächst einmal bleibe ich Fan unserer Elf und werde demnächst noch häufiger ins Stadion gehen. Mehr steht im Moment nicht zur Debatte. Herr Schneider, vielen Dank für das Interview.« © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten Das Magazin für Interim Management Ausgabe 10 | Juli 2012 zurück vor drucken ·feedback Impressum ·aufsichtsrat
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