Frau Prof. Dr. Morner, in der aktuellen Studie mit 181 Aufsichtsräten aus DAX30- und MDAX-Unternehmen fragen Sie nach den Nominierungskriterien von Aufsichtsräten. Sind Sie zu überraschenden Ergebnissen gekommen?« Überraschend ist vor allem, dass es nichts überraschend Neues gibt. Trotz aller neuen Regulierungen hat sich im Großteil der DAX30- und MDAX-Unternehmen die Nominierungspraxis kaum verändert, zumindest nicht so wie erwartet. Wer wird Aufsichtsrat?« Unsere Studie zeigt, dass für reine Publikumsgesellschaften ohne einen wesentlichen Aktionär mehrheitlich ein traditionelles Verständnis bei Nominierungsfragen vorherrscht. Die Auswahl neuer Aufsichtsratsmitglieder wird als eine Domäne des Aufsichtsrats- und des Vorstandsvorsitzenden gesehen. Zwar folgen fast alle Unternehmen der Empfehlung des Deutschen CorporateGovernanceKodex(DCGK),einenNominierungsausschuss einzurichten, der dem Aufsichtsrat für dessen Wahlvorschläge an die Hauptversammlung geeignete Kandidaten vorschlägt. Dieser führt aber in den meisten Unternehmen ein Schattendasein und kaum zu der damit gewünschten Professionalisierung des Auswahlprozesses. Lediglich in ca. einem Sechstel aller von uns untersuchten Fälle erfolgt ein professioneller Auswahlprozess mit einer aktiven Einbindung des NominierungsausschusMichèle Morner war von 2008 bis März 2012 Professorin für Unternehmensführung, Wirtschaftsethik und gesellschaftlichen Wandel an der Universität Witten/Herdecke und leitet dort seit 2010 das Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung und Corporate Governance. Seit April 2012 ist sie Professorin für Führung, Personal und Entscheidung im öffentlichen Sektor an der Deutschen Universität Speyer für Verwaltungswissenschaften. Ihre Forschungsgebiete sind Konzernmanagement, Unternehmensführung und Corporate Governance. ses. Angestoßen wird dies weniger durch neue Regulierungen, sondern insbesondere durch ein verändertes, insgesamt kooperatives und professionelles Verhalten des Aufsichtsratsvorsitzenden. Das Magazin für Interim Management Ausgabe 10 | Juli 2012 zurück vor drucken ·feedback Impressum ·interview
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